3 Kennzeichen des Arbeitsalltags in Südkorea
Korea gehört zu den Ländern, in denen die Menschen im Vergleich zu anderen Ländern eine längere Zeit pro Tag/Woche in der Arbeit verbringen. In diesem Artikel möchten wir ein paar Informationen vorstellen, die im und für das Arbeitsleben in Südkorea kennzeichnend sind. Natürlich treffen die Aussagen nicht auf jede Arbeitssituation und jede Koreanerin oder Koreaner zu, dennoch sind diese Bedingungen etc. weit verbreitet.
1. Arbeitszeit und Strukturen in einer Firma
Wie bereits dargelegt sind die Arbeitszeiten (z. B. im Büro) sehr lange. Oftmals kommen die koreanischen Mitarbeitenden extra früher ins Büro als der Chef und verlassen es auch erst nach dem Chef wieder (auch wenn es vielleicht nicht mehr viel Arbeit zu diesem Zeitpunkt gibt).
In vielen Unternehmen / Organisationen sind stark hierarchische Strukturen noch vorherrschend. Es ist weiterhin ein großer Respekt vor dem Vorgesetzten vorhanden. Oftmals findet deshalb kein offener Austausch von Ideen und Kritik auf Augenhöhe statt und es gibt wenig Raum für Diskussionen mit der Führungskraft.
In Südkorea ist es üblich, dass die Kollegen ihre Mittagspause zusammen verbringen und gemeinsam essen gehen.
Weiterhin kommt es auch häufiger vor, dass der Vorgesetzte die Mitarbeiter nach dem Ende der Arbeitszeit noch zu einem gemeinsamen Trinkabend oder Essen „bittet“. Die Trennung zwischen Privatem und Arbeit ist in Korea folglich nicht so streng wie z. B. Deutschland. Auch wenn die Angestellten ihre Freizeit lieber mit ihrer Familie verbringen möchten, sehen sich doch viele gezwungen an den gemeinsamen Abend mit den Kollegen teilzunehmen, da sie sonst berufliche Nachteile befürchten.
Da die Kollegen in Korea „zwangsläufig“ viel Zeit miteinander verbringen, gibt es in der Regel einen großen Zusammenhalt; manche sehen in der Firma / in ihren Kollegen auch eine Art Familie.
2. Urlaubsanspruch und Rechtliches
Man kann festhalten, dass die Mitarbeitenden in Südkorea eine hohe Arbeitsmoral aufweisen und viele (unbezahlte) Überstunden tätigen. Der Urlaubsanspruch ist im Gegensatz zu andern Ländern mit ca. 15 Arbeitstagen eher gering; ein zustehender Anspruch wird oftmals auch nicht voll ausgeschöpft.
Diese hohe Arbeitsmoral führt jedoch nicht zwangsläufig zu einer höheren Produktivität, da es in Firmen insbesondere mit einer hierarchischen Struktur tendenziell nicht üblich ist, dass die Mitarbeitenden viel Eigeninitiative an den Tag legen. Stattdessen wartet man bis der Chef Anweisungen gibt.
Rechtliche Schutzmechanismen z. B. für Mütter oder Schwangere sind noch weniger als in anderen Ländern ausgeprägt. Eine eher ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern ist immer noch stark verbreitet; dies wird allerdings noch nicht so stark thematisiert wie z. B. in Deutschland.
Der recht hohe Arbeits- und Leistungsdruck und die eher geringen Schutzmechanismen für weibliche Mitarbeitende, sofern diese ein Kind erwarten / haben, sind auch einer Gründe für eine recht geringe Geburtenrate im Land.
3. Berufliche Weiterbildung
Eine Besonderheit im Arbeitsallatag ist, dass (berufliche) Weiterbildung in Korea einen hohen Stellenwert einnimmt und sowohl von den Unternehmen als auch vom Staat in weitem Maße unterstützt wird – es gibt in allen Städten zahlreiche und große Institute (z. B. der Korea International Trade Association).